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„Hamlet“ - eine Rezension

Erstellt von Edda Rothermund | | Schulsachen

Nicht nur die Darsteller sind aufgeregt; auch das Publikum erwartet gespannt den Beginn der diesjährigen Theaterpremiere „Hamlet“ der Theater-AG ebs on stage. Die Ansprüche sind hoch: der berühmte Klassiker bringt seine Tücken und Schwierigkeiten mit sich.

„Und der dritte Engel goss aus seine Schale in die Wasserströme und Wasserbrunnen; und es ward Blut.“
- Offenbarung, Kap. 16, Vers 4.

Die Silhouette eines Engels. Die großen Schwingen ausgebreitet. Angestrahlt vom roten Licht steht sie da, die Füße verschwinden geradezu im Nebel. Laut verkündet die Stimme des Engels, wie die sieben Erzengel den Zorn Gottes auf der Erde verteilten.

Donnerstag, 07. März 2019; 18:55 Uhr; AULA DER ELSA-BRÄNDSTRÖM-SCHULE:

Und schon ist er da, der fulminante Auftakt des Dramas, welches von Machtintrigen, Rachegedanken und Wahnsinn Hamlets geprägt ist. Den Anfang bildet die Endszene mit der Ansage Horatios, er wolle uns erzählen, wie es überhaupt soweit kam. „Let me entertain you“ von Robbie Williams tönt wenige Sekunden später aus den Lautsprechern der Aula. Der wieder auferstandene Hamlet eröffnet die Festspiele der Familienkrisen mit diesem legendären Song. Ganz live. Ganz schön gut.

Auch wenn einem „Hamlet“ als Shakespeare-Klassiker verstaubt und schnöde vorkommen mag, wird der Zuschauer von dieser Inszenierung wirklich überzeugt; sie bleibt nah am Original, der Handlung lässt sich gut folgen und die Sprache wurde teils an unsere heutige Ausdrucksweise angepasst, damit man nicht erst gute zwei Minuten darüber nachdenken muss, was gemeint ist. Des Weiteren punktet diese Auslegung mit ihrem ganz individuellen Charme; viele Musikeinspielungen (Gesang von Franziska Wittmann und Hamlet höchstpersönlich), überraschende, aber gut passende und gelungene Lichteffekte und vor allem das Engagement der 16 Zehnt- bis Zwölftklässler erwecken das Stück zum Leben.

Neben dem wahnsinnig (gut) gespielten Hamlet glänzen Carolin von Salzen und Ronja Steiner in den Rollen der Eltern Hamlets, König Claudius und Königin Gertrud, Marlene Emilius, Ai-Lin Chor und Sophie Fetter in den Rollen von Polonius, Ophelia und Laertes und Bennet Schulz als Engel der Offenbarung, welcher dem Publikum mit seinen beiläufigen Kommentaren und Tänzen den einen oder anderen Lacher entlockt.

Wer also einmal einen Klassiker als einfach zu verstehende, aber dennoch ungewöhnlich gute Inszenierung sehen möchte und Wert darauf legt, gut unterhalten zu werden, ist hier bei der ebs on stage-Aufführung vom berühmten Drama „Hamlet“ genau richtig.

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Die Ruhe vor dem Sturm