Dazu zählen sexualisierende Bemerkungen wie Handlungen – nicht aber nett und ehrlich (!) gemeinte Komplimente oder höfliches Verhalten wie das Aufhalten einer Tür für eine Frau oder das Öffnen der Autotür. Dadurch, dass das alles jetzt so stark in den sozialen Netzwerken debattiert wird, wird es häufig ins Lächerliche gezogen und Männer äußern sich spöttisch, dass sie jetzt gar nicht mehr wissen, was sie denn noch tun dürfen und was nicht. Sie wissen es ganz genau und tun es mit voller Absicht, um einzuschüchtern.
#metoo ist weit verbreitet, vor allem in Hollywood. Aber was genau hat das alles jetzt mit uns zu tun, mit Deutschland? Ganz einfach: Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe kommen nicht nur in Büchern und Filmen vor. Nicht nur in weiter Ferne, nein. Ganz in der Nähe passiert es fast täglich.
Dass Taten wie diese praktisch direkt nebenan stattfinden, merkt man relativ schnell an der Anzahl der Geschichten, die allein Schülern an der Elsa passieren. Natürlich kann man hier nicht mit solchen großen Skandalen wie in Hollywood rechnen, doch allein ein paar kurze Sprüche oder Bemerkungen reichen, um jemanden sich unwohl fühlen zu lassen.
Eine Schülerin erzählte beispielsweise, dass ihr auf einer Freizeit auf einem Hüpfkissen ein Junge „aus Versehen“ an die Brust gegrabscht hat. Er habe nur nicht hinfallen wollen, hatte er gemeint und dabei frech gegrinst.
Eine andere Gruppe, nicht nur aus Mädchen bestehend, wollte einfach nur einen netten Nachmittag beim Schwimmen an einem See verbringen – dieser artete dann jedoch aufgrund von einigen schlechten Anmachsprüchen am Ende in eine Schlägerei aus.
Nicht nur vereinzelt ist es vorgekommen, dass besonders Schülerinnen in der Bahn nachgepfiffen wurde und ihnen auf der Straße Kommentare wie „Dich fick ich noch!“ hinterhergerufen wurden.
Über Instagram vom anderen Geschlecht angeschrieben zu werden, klingt doch erstmal gar nicht so schlecht … Sofern diese Person nicht gerade zehn Jahre älter ist und einen Kitzelfetisch hat, den sie bei so gut wie jeder Nachricht erwähnt und dabei bis ins genaueste Detail beschrieben haben möchte, wie, wo, wann und wen man denn kitzelt.
#metoo ist eine Möglichkeit für Opfer, sich mit anderen auszutauschen, Gleichgesinnte zu finden, ihr Leid zu teilen. Möglicherweise bietet es sogar die Chance, für Gerechtigkeit zu sorgen. Eine angemessene Strafe für die Täter. Die Chance für das Opfer, inneren Frieden zu finden und endlich damit abzuschließen – natürlich nur, so gut es geht, da das Vergessen eines solchen Vorfalls meist unmöglich ist.